Freitag, 11. Januar 2013

Bildungsstress?


Es ist für mich zu einer nicht selten geübten Routine geworden, beim Lesen der Nachrichten, bevorzugt solcher, die online dargeboten werden speziell bei Themen hängen zu bleiben, die mit den verschiedensten Spezifika rund um den Begriff Bildung zu tun haben. Interessiert hat mich das Sujet schon immer, doch seit ich neben meiner beruflichen Tätigkeit ein Fernstudium der Bildungswissenschaft mit dem Fernziel eines B.A.-Abschlusses betreibe, haben sich sowohl meine Perspektive als auch mein Zugang zur Thematik erheblich entwickelt. Man kommt in dieser Situation nicht umhin, alte Ideen und Meinungen zumindest auf den Prüfstand stellen und in der Folge nicht selten auch über Bord werfen zu müssen, denn die Vertiefung des Wissens und die Auseinandersetzung mit verschiedenen Standpunkten zur Materie erweitern den eigenen Horizont in zuvor ungeahntem Maße.

Speziell durch ein geisteswissenschaftliches Studium erhält man die Chance, sich selbst zu reflektieren, denn die Beschäftigung mit den philosophischen Wurzeln/Grundlagen des Fachs macht einem bewußt, was Bildung in verschiedenen Agenden sein und erreichen können soll. Und was man selbst vielleicht an Defiziten aufweist, die aufzuarbeiten nicht nur pekuniären Mehrwert generieren könnte.

Womit wir bei der Frage wären, was einen dazu treibt, ein Studium aufzunehmen? Und weil ich davon überzeugt bin, nur schwerlich mit einem jungen Bachelorstudenten, der gerade frisch von der Schule kommt verglichen werden zu können, muss man eben diese Frage wohl aus mehreren Perspektiven betrachten.

Ich für mein Teil kann schon auf knapp zwei Jahrzehnte Erfahrung im Berufsleben zurückblicken und meine Motivation schöpfe ich aus einem lang gehegten Bedauern, meine allgemeine Hochschulreife bislang nicht wirklich verwertet zu haben und dem Umstand, dass ich meinen derzeitigen Beruf auf Grund der körperlichen Belastungen vermutlich nicht bis zum Ende meines 67. Lebensjahres würde ausüben können. Also machte ich mich der Not gehorchend und gleichsam vom Wunsch getrieben, meinen Geist nicht verkümmern zu lassen auf die Suche nach Alternativen. Nach einigen Wochen des Überlegens und Rechnens war ich zu der Auffassung gelangt, dass ein in Teilzeit betriebenes Fernstudium mit meiner beruflichen Tätigkeit und meiner Familie vereinbar sein könnte. Und habe das Wagnis bislang nicht bereut. Ich studiere zwar "nur" ein Modul à 8 SWS pro Semester, aber es geht voran. Es ist nicht so, dass mein Zeitmanagement nicht aufwendiger geworden wäre, aber alles in allem ist der Aufwand überschaubar. Was mich zu der Frage bringt, warum denn immer mehr Studierende über zuviel Stress und Leistungsdruck klagen?

- Hat die Umstellung auf Bachelor-/Masterstudiengänge wirklich zu so einer Verdichtung   geführt?
- Sind Studenten heutzutage weniger resilient, oder haben sie ein schlechtes   Zeitmanagement?
- Ist der Verschulungsgrad des Studiums zu hoch, bzw. die Studiendauer zu kurz?
- Ist das Studium und damit auch der Studierende zum Sklaven dauernder   Effizienzforderungen durch die Wirtschaft geworden?
- Bedeutet ein Studium heute noch einen Reifeprozess, bzw. hat es noch einen   Bildungsanspruch, oder ist es bloß eine andere Form von Berufsausbildung mit   Hochschuletikett?

Mir würden noch ein paar Fragen einfallen, aber diese reichen für den Anfang. Möchte jemand darüber reden? Ansonsten: schönen Tag noch!

Montag, 7. Januar 2013

Im Fluss

Kairos - ich las etwas über den Begriff und fing an, darüber nachzusinnen, was der richtige Zeitpunkt für Entscheidungen denn tatsächlich bedeutet. Wir alle, jeder einzelne von uns für sich haben so unserer speziellen Zeitpunkte und alles in allem gibt es mit Sicherheit keine Sicherheit, jemandem einen guten Ratschlag zu erteilen, denn eine gute Entscheidung zum rechten Zeitpunkt zu treffen, ist eine Mischung aus 50% Erfahrung, 20% Logos und 30% Glück - zumindest nach meiner persönlichen Statistik.

Und selbst bei Menschen, die mich für Entscheidungen um Rat fragen, versuche ich in der Regel sie dazu zu bringen, sich auf ihre eigenen Fähigkeiten und Erfahrungen zu besinnen. OK, manchmal muss man ein bisschen deutlicher werden, aber alles in allem ist es keine gute Idee, eine für sich selbst passende Entscheidung als Blaupause an jemand anders weiter reichen zu wollen. Das wird relativ oft ein Schuss ins Blaue, der vermutlich am ehesten irgendwas in Nachbars Garten kaputt macht, anstatt im Ziel zu landen.
So wie die anderen Parameter individuell sind, ist auch der Zeitpunkt ...kompliziert. So wie man die Muse nicht zwingen kann - und ich weiß das aus leidvoller Erfahrung nur zu gut - kann man auch einen kritischen Moment nicht passgenau herbei führen. Es ergibt sich, doch wenn es dann endlich so weit ist, braucht man Mut, Energie und vor allem vertrauen in sich selbst. 

Warum ich darüber räsoniere? Weil ich schon eine Weile am Scheideweg stehe und mich nun endgültig fragen muss, ob es nicht an der Zeit ist, endlich die nötigen Entscheidungen zu treffen. Und wahrlich scheint die Zeit reif. Reif für Wandel...

Dienstag, 16. Oktober 2012

Recyclingkreativität - gibt es so was überhaupt.



Es gibt offensichtlich in der englischsprachigen Welt eine Bewegung unter Künstlern und Kritikern, welche sich der Idee verschrieben hat, dass jedwede Art von Kunst nicht viel mehr ist als - wenn auch hoch entwickelter - Plagiarismus. Nicht in einem negativen Sinne, sondern eher aus einer Sicht auf die Kunst- und Kulturgeschichte heraus, welche den Verdacht nahe legt, dass alles irgendwie schon mal da gewesen ist und dass echte Innovativität und kreatives Genie Mythen sind, da Schöpfung ex nihilo anscheinend wohl außerhalb der menschlichen Möglichkeiten liege.

Meine Lesart ist - und nicht nur, weil ich selbst schon publiziert habe und dies auch fürderhin tun werde - nicht kongruent. Die Idee, dass der Mensch, bzw. der Künstler stets lediglich verwertet, was andere vor ihm gedacht und erschaffen haben, dass er so quasi nur recycelt, dass alles Neue mehr oder weniger direkt aus Altem entsteht und somit gleichsam alt ist, entspringt einerseits der Erkenntnis, dass alles Dasein und auch alles Kulturschaffen als in dieses Dasein eingebettet ein Prozess ist, bei dem bestimmte Elemente sehr wohl tradiert oder vererbt werden; andererseits unser heutiger Mediengebrauch das Plagiat quasi befördert, macht doch das Internet Copy-Paste quasi  zur einfachsten aller Kunstformen. Früher bedurfte es profunder technischer Kenntnisse um ein einigermaßen brauchbares Bild zu schießen, heute kriegen auch unbedarfte Amateure mit digitalem Equipment und etwas Software Know-How achtbare visuelle Produkte zu Stande. Gleiches gilt auch für das Texten und sicherlich haben sich die Wege des Veröffentlichens dermaßen pluralisiert (und damit auch demokratisiert), dass man das Plagiat schon fast als eigene Kunstform betrachten muss. Doch diese Pluralisierung geht noch weiter. Die Menge an Information und Kunst, die täglich vor meinen Augen und Ohren vorbeizieht, hat sich vervielfacht, so dass die Leute, welche "recreativity" als Prinzip schöpferischen Tuns deklarieren, jeden Künstler nur noch als Knoten in einem Netzwerk sehen, der mit anderen korrespondiert, deren Signale interpretiert, modifiziert, variiert und weitersendet. Das World Wide Web als Analogie für unser Kulturschaffen. Doch bedeutet diese (gefühlt) fast ubiquitäre Verfügbarkeit älterer Produkte des menschlichen Kulturschaffens tatsächlich, dass wir nicht (mehr) wirklich kreativ sind, sondern stets mit der einen oder anderen Form des Abkupferns beschäftigt sind, gleich wie originell und spannend diese auch sein mögen?

Zum einen vermisse ich einen wichtigen Aspekt der Prozessualität von Leben und (menschlichem) Schaffen, nämlich den der je individuellen wie auch zeitgenössischen Eigenheiten der kreativ tätigen Menschen. Methoden ändern sich, Materialien und Techniken ändern sich; und natürlich ändern sich auch die Menschen. Das was wir als tradierte Güter ehemaligen Kulturschaffens mit uns herum tragen mag eine gewisse Präsenz haben doch es diktiert nicht mein eigenes schöpferisches Tun. Ich nutze geschriebenes, Gemaltes nicht als Blaupause für meine eigenen Werke, so wenig wie die viele andere dies tun. Vielmehr ist diese dem Wandel innewohnende Varianz Motor für Vielfalt, für Innovation. Mag sein, dass einmal Gedachtes oder Gemachtes hie und da seinen Widerhall in den Kreationen kontemporärer Künstler findet, doch dies entwertet die Kunst in keinster Weise, wenn die Idee und Erkenntnis des Künstlers in ihm selbst gereift ist und so seinem Werk zur Kraft gereicht, Idee und Erkenntnis zu transportieren. Wie oft denkt man einen Gedanken, nur um später herausfinden zu müssen, dass ein Anderer diesen auch schon hatte. Dennoch ist der vielleicht auf ganz anderem Wege dahin gelangt und wird für sich reklamieren, von selbst darauf gekommen zu sein, selbst wenn es auch vor ihm schon mal jemanden gegeben haben sollte, usw..

Die eine oder andere Idee kommt immer wieder zum Vorschein und gewisse künstlerische Motive werden ja sogar als Standardtypen an der Kunstschule gelehrt. Doch das macht Kunstschaffen nicht zum Plagiarismus, denn das Werk ist immer Spiegel des Individuums, welches es geschaffen hat und eben dieses Individuum ist immer selbst dauernd im Wandel befindliches Produkt eines Prozesses, der so sehr von Zufällen und Chaos bestimmt ist - nämlich unserem Leben - das die Ergebnisse der kreativen Arbeit - natürlich unter bestimmten Voraussetzungen wie etwa Talent, Fähigkeiten, etc. - mindestens so spannend sein werden, wie das Leben selbst.

Mit Sicherheit verfangen einige Aspekte der Idee von der Recyclingkreativität, sie jedoch als ausschließliches Prinzip der Kunstschöpfung zu deklamieren, um gleichzeitig die Existenz von wahrer Kreativität, vulgo des schöpferischen Genius zu negieren, nur weil das Internet nach und nach einige Modi des Kulturbetriebes verändert, halte ich für drastisch übertrieben. Mit Sicherheit ist an der Idee vom Künstler als Empfänger/Transmitter, als Knotenpunkt im Netz(werk), der Signale - oder besser im semiotischen Sinne Symbole - dekodiert, interpretiert, modifiziert, usw. insofern etwas dran, als wie bereits oben erwähnt eine Demokratisierung des Kulturbetriebes mehr Menschen in die Rolle des kreativen (Inter)Akteurs gebracht hat; Menschen, die sicherlich oft viel Enthusiasmus, aber wenig Erfahrung und kaum formale Kenntnisse mitbringen. Aber auch für diese Leute gilt, dass sie als Individuen je eigene Algorithmen der Symbolinterpretation/Kodierung mitbringen, die auf mittlere Sicht eher einen Gewinn darstellen dürfte, denn eine "Verwässerung" des künstlerischen Schaffens.

Abschließend würde ich sagen, dass Kreativität zu fast gleichen Anteilen aus bewusstem Recycling, einer Beeinflussung durch tradierte Kulturerfahrungen und Originalität besteht. Kontemporäres kreatives Arbeiten aber als reines "Remixen" zu betrachten, rechtfertigt diese Erkenntnis in keinem Fall. Viel Spaß bei der Suche nach einer eigenen Meinung.

Montag, 1. Oktober 2012

[Cerebralfundstück N°1] Ich fuhr da so neulich...

...auf der Autobahn und da blubberte in der zugegeben ziemlich unberechenbaren Fumarole meines Geistes folgende Frage nach oben:

"Ist Mobilität ein Wert an sich?"

Und ganz ehrlich; ich weiß es noch nicht. Aber mit Sicherheit ist es eine Frage, die einer umfassenden Betrachtung lohnt. Vielleicht hat ja jemand anders eine Meinung dazu...

Mittwoch, 26. September 2012

[Cerebralfundstück N° 0] Kunst ist niemals alt...

...oder doch? Viele Menschen, die ich kenne, verstehen Kunst nicht. Oder vielmehr, ihnen ist nicht bewusst, dass es eben genau die Essenz von Kunst ist, irritieren zu wollen, ohne dass der Kunstnutzer sich dieser Tatsache sofort gewahr wird. Adorno z.B. sah Kunst in ihrer ursprünglichen Form als Korrektiv für die Entfremdung des Menschen von der Natur - sowohl der Umwelt als auch seiner eigenen - durch die Übersteigerung der Aufklärung. [Wer mehr wissen möchte lese "Dialektik der Aufklärung"] Das bedeutet in einer zeitgenössischen Lesart, sich darauf einzulassen zu müssen, von etwas verwirrt zu werden, was nicht sofort rational identifiziert und gedeutet werden kann. Darin und in der Tatsache, dass Kunst nicht inaktuell wird, nur weil sie schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, liegt der wahre Wert von Kunst.

Und nur so im Nebensatz: wenn es also keine alte Kunst gibt, dann auch keine moderne Kunst, da sie ja nicht inaktuell wird, aber natürlich auch nur bedingt in die Zukunft weisen kann; überdies leben wir doch sowieso schon in der Postmoderne.

Grüße aus dem Kaffeesatz

Dienstag, 25. September 2012

Des is des...

...sagt ein Kollege von mir immer, wenn es darum geht, zu beschreiben, dass mancher Sachverhalt nun einmal so ist und nur sehr schwer oder vielleicht auch gar nicht verändert werden kann. Einfach und prägnant! Finde ich gut! Wenn's nur nicht so viele Dinge gäbe, bei denen man sich denkt: "des is des halt..."